Die Elektrifizierung des Schwerlastverkehrs nimmt Fahrt auf. Neben Fahrzeugen mit größeren Batteriekapazitäten ist vor allem die Ladeinfrastruktur der Schlüssel zum Erfolg. Dabei rückt das Megawatt Charging System (MCS) als technologische Basis in den Vordergrund.
Doch wie genau sieht das Laden von E-LKWs & Bussen in der Praxis aus? Es lassen sich drei zentrale Szenarien unterscheiden - mit dem Megawatt-Charging (MCS) als Schlüsselfaktor im Fernverkehr:
Müssen E-LKW aufgrund hoher Distanzen oder niedriger Ladestände entlang der Strecke geladen werden, wird meist auf öffentlich zugängliche Ladepunkte zurückgegriffen. Für den Fernverkehr braucht es aber auch Ladezeiten, die mit Tankstopps vergleichbar sind. Hier setzt das Megawatt Charging System an:
Leistung
Das Megawatt Charging System ermöglicht Ladeleistungen von bis zu 1,5 Megawatt - das ist rund das Zehnfache herkömmlicher Schnellladestationen. So lassen sich selbst große Batterien mit einer Kapazität von 600 bis 1.000 kWh in nur 30 bis 45 Minuten auf rund 80% laden. Diese hohe Ladeleistung ist vergleichbar mit klassischen Tankstopps - ein entscheidender Vorteil im Zeitmanagement von Transportunternehmen.
Einsatzgebiet
MCS-Ladepunkte werden primär an strategisch ausgewählten Verkehrsknotenpunkten entlang von Autobahnen installiert - sogenannten "Ladehubs". Diese Ladehubs müssen so konzipiert sein, dass sie nicht nur leistungsfähig, sondern auch für Großfahrzeuge leicht zugänglich und im Fahrbetrieb gut planbar sind.
Vorteil
Der größte Vorteil liegt in der drastischen Reduzierung von Standzeiten - ein zentraler Kostenfaktor im Logistikgeschäft. Fahrer können ihre gesetzlich vorgeschriebenen Pausen mit dem Ladeprozess kombinieren, was zusätzliche Effizienz bringt. Zudem erhöht MCS die Flexibilität im Streckenmanagement und ermöglicht den durchgehenden elektrischen Betrieb auch auf Langstrecken.
Herausforderung
Der Aufbau solcher Ladeinfrastruktur ist technisch und organisatorisch anspruchsvoll. Ein MCS-Ladepunkt benötigt eine Netzanschlussleistung im Megawattbereich. Hier sind enge Abstimmungen zwischen Netzbetreibern, Energieversorgern, Standortbetreibern und Logistikunternehmen notwendig.
Aber wie sieht das in der Praxis aus?
Ein Fernverkehrs-LKW startet morgens von Hamburg nach München. Nach 400 km fährt er einen Ladehub an der A7 an. Während der Fahrer seine gesetzlich vorgeschriebene 45-Minuten-Pause einlegt, wird die Batterie über ein MCS-System mit 1 MW Ladeleistung auf rund 80 % gebracht. Danach kann er die restliche Strecke problemlos bewältigen.
Nachts laden, tagsüber fahren - das Nachtladen nutzt die regulären Ruhezeiten von LKWs für eine effiziente und schonende Aufladung. Durch intelligentes Lastmanagement kann gesteuert werden, welches Fahrzeug zu welcher Zeit vollständig geladen sein muss. Für Flotten mit festen Umläufen - etwa im Nahverkehr oder bei City-Logistik bietet das Depot-Laden über Nacht eine effiziente Lösung:
Leistung
Während unterwegs hohe Ladeleistungen notwendig sind, genügen im Depotbereich oftmals Ladeleistungen zwischen 50 und 200 kW pro Fahrzeug. Das klingt im Vergleich zu MCS gering, ist aber völlig ausreichend: Fahrzeuge stehen über viele Stunden, meist nachts, still und können in dieser Zeit problemlos vollgeladen werden.
Einsatzgebiet
Diese Strategie eignet sich besonders für Flotten mit klar definierten Tagesrouten und planbaren Rückkehrzeiten, z.B. in der City-Logistik, bei Paketdiensten, kommunalen Betrieben oder Werksverkehren. Das eigene Depot bietet zudem ideale Voraussetzungen für eine zentrale Steuerung und Überwachung der Ladevorgänge. Die Netzauslastung kann zudem über intelligente Lastmanagement-Systeme optimiert werden.
Vorteil
Der große Vorteil liegt in der Kosteneffizienz: Nachtstromtarife und die Möglichkeit Strom aus erneuerbaren Quellen oder PV-Anlagen zu nutzen, senken die Betriebskosten deutlich. Durch den Einsatz intelligenter Lastmanagement-Systeme lassen sich Netzanschlusskosten optimieren und Lastspitzen vermeiden - das schont das Netz und den Geldbeutel.
Herausforderung
Besonders bei großen Flotten kann es herausfordernd sein, alle Fahrzeuge gleichzeitig und bedarfsgerecht zu laden. Dafür sind leistungsfähige Netzanschlüsse und smarte Steuerungssysteme erforderlich, um Lastspitzen zu vermeiden.
Praxisbeispiel für ein solches Szenario:
Ein Logistikunternehmen mit 50 E-LKW betreibt ein Zentrallager am Stadtrand. Jeder LKW ist tagsüber ca. 200 km unterwegs und kehrt am Abend zurück. Über Nacht werden die Fahrzeuge mit 200 kW Gesamtladeleistung parallel geladen. Ein Lastmanagementsystem verteilt die Ladeleistung dynamisch, sodass das Netz nicht überlastet wird. Am Morgen stehen alle Fahrzeuge wieder vollgeladen für die nächste Tour bereit.
Warum Standzeiten ungenutzt lassen? Ein dritter, oft unterschätzter Ansatz ist das Gelegenheitsladen während der Standzeit an der Rampe. Perfekt für Logistikzentren mit festen Standzeiten:
Leistung
Hier kommen Ladeleistungen im Bereich von 200 bis 400 kW zum Einsatz. Diese sind ideal für Ladezeiten zwischen 30 und 90 Minuten, also exakt dem Zeitraum, den ein LKW typischerweise beim Entladen am Dock verbringt.
Einsatzgebiet
Diese Lösung eignet sich besonders für Verteilzentren, Filiallogistiker, Großhändler oder Industrieunternehmen, bei denen mehrere Standorte regelmäßig beliefert werden und die Fahrzeuge ohnehin Ladezeit am Standort verbringen.
Vorteil
Der zentrale Vorteil ist die effiziente Nutzung bestehender Standzeiten: Während das Fahrzeug entladen wird, fließt parallel Energie in die Batterie. Dadurch entstehen Reichweitenpuffer, die dazu beitragen, zusätzliche Ladehalte unterwegs zu vermeiden - ein echter Effizienzgewinn im dichten Fahrplan vieler Logistikunternehmen.
Herausforderung
Die Integration in die bestehende Infrastruktur und Betriebsabläufe erfordert Planung: Verkehrsführung, Sicherheitsabstände, Ladeverfügbarkeiten und Energieversorgung müssen optimal abgestimmt werden. Zudem ist ein leistungsfähiger Netzanschluss direkt an der Rampe erforderlich - das ist baulich sowie organisatorisch aufwendig.
Gelegenheitsladen in der Praxis
Ein Supermarkt-Logistiker stattet seine Rampenplätze mit 300 kW-Ladepunkten aus. Während der Fahrer morgens eine Filiale beliefert und der LKW 60 Minuten am Dock steht, lädt das Fahrzeug gleichzeitig rund 200 kWh nach. So kann der LKW mehrere Filialen am Tag bedienen, ohne zusätzlich unterwegs laden zu müssen.
Die Zukunft des elektrischen Schwerlastverkehrs liegt nicht in einer Einzellösung, sondern in einem flexiblen Zusammenspiel aller drei Ladestrategien:
- Unterwegs: MCS sichert schnelle Reichweitenverlängerung und wird zur unverzichtbaren Technik im Fernverkehr.
- Nachts im Depot: Planbares, kostengünstiges Laden bei gleichzeitiger Netzentlastung.
- Tagsüber an der Rampe: Maximale Nutzung ohnehin vorhandener Standzeiten ohne zusätzliche Betriebskosten.
Wer als Flottenbetreiber heute in eine ganzheitliche Ladestrategie investiert, verschafft sich klare Vorteile - ökologisch, wirtschaftlich und betrieblich.
Das MCS wird zum Schlüssel für den Fernverkehr, während Depot- und Rampenladen die Flexibilität und Wirtschaftlichkeit im Alltag sichern. Wer als Logistik- oder Busunternehmen schon heute in eine ganzheitliche Ladestrategie investiert, verschafft sich entscheidende Vorteile - sowohl ökologisch als auch ökonomisch.
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